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Die Brüder

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Beitrag  Admin Di Feb 20, 2024 4:30 pm

https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/BruederJesuMaria.pdf

Das Thema ist zu Groß

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© L. Neidhart 2011 Dr. Ludwig Neidhart, Haunstetter Str. 165, 86161 Augsburg, E-Mail: ludwig.neidhart@gmx.de
Die „Brüder Jesu“:
Hatte Maria mehrere Kinder oder lebte sie stets jungfräulich?
online https://www.ludwig-neidhart.de/Downloads/BruederJesuMaria.pdf
Erstmals veröffentlicht in: Theologisches 37(2007) S. 393 – 404
Zweite Veröffentlichung in: Pro Sancta Ecclesia 21, 2007, S. 3 – 19
Außerdem online veröffentlicht: http://www.catholic-church.org/ao/ps/Brueder.html (2009)
überarbeitete Version 05.04.2015
Inhaltsverzeichnis:
Einführung.....................................................................................................................................................2
Argumente gegen die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens und ihre Widerlegung.....................4
Schriftbeweis für die Tatsache, dass Jesus keine leiblichen Geschwister hatte........................................6
Exkurs über den Vater der „Brüder“ Jesu..................................................................................................8
Was lässt sich noch über die Brüder Jesu ermitteln?...............................................................................12
Argumente für die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens..............................................................16
2
Einführung
Es handelt sich um ein beliebtes Thema evangelikaler Kritiker der Katholischen Kirche, mit dem diese
einen Katholiken gewöhnlich leicht in Verlegenheit bringen, vor allem mit Hinweis auf die „Brüder“ Jesu
(sog. Herrenbrüder) im Neuen Testament. Aber auch katholische Theologen wenden sich heute oft gegen
ein wörtliches Verständnis der immerwährenden Jungfräulichkeit Mariens. Die Katholische Kirche hält
demgegenüber in ihrem Katechismus mit dem breiten Hauptstrom der christlichen Tradition daran fest,
dass Maria zeitlebens Jungfrau geblieben ist und folglich außer Jesus keine weiteren Kinder hatte.1
Diese Lehre war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die gemeinsame Überzeugung fast aller (und zwar
auch fast aller nichtkatholischer) Theologen gewesen. Auch die Reformatoren Luther, Calvin und Zwingli
hatten an ihr festgehalten. Die wichtigste Ausnahme war der Laienchrist Helvidius im 4. Jahrhundert, der
um 380 die vier biblischen Argumente vorbrachte, die auch heute wieder gegen die immerwährende Jung-
fräulichkeit Mariens angeführt werden; er hatte nur wenige Anhänger, darunter auch einen Bischof namens
Bonosus, der deshalb von Papst Siricius 391 getadelt wurde. Der Kirchenvater Hieronymus hatte diese Ar-
gumente in seiner Schrift Gegen Helvidius (383) so einleuchtend widerlegt, dass sie erst im 20. Jahrhun-
dert wieder ernsthaft erwogen wurden. Nachdem nämlich der evangelische Theologe Theodor Zahn im
Jahre 1900 eine Studie veröffentlicht hatte, in welcher er sich für die These von der Existenz leiblicher
Brüder Jesu aussprach,2 setzte sich diese Meinung in der evangelischen Theologie weitgehend durch. Auf
katholischer Seite hat 1967 Josef Blinzler den Standpunkt, dass Maria keine weiteren Kinder hatte, in einer
sehr gelehrten Monographie verteidigt.3 Dabei konnte er noch schreiben, dass kein einziger katholischer
Theologe die Brüder und Schwestern Jesu für leibliche Geschwister hielt, abgesehen von solchen Theolo-
gen, die ihre Verbindung mit der Kirche gelöst haben.4 Das änderte sich 1975, als der katholische Theologe
und spätere Exeget Lorenz Oberlinner sich in seiner Dissertation für die These von leiblichen Brüdern Jesu
aussprach.5 Ein Jahr später übernahm auch der katholische Exeget Rudolf Pesch diese These und entfachte
damit eine dogmatische Diskussion. Pesch schrieb nämlich im ersten Band seines Kommentars zum Mar-
kusevangelium von 1976 zu der Bibelstelle Mk 6,3, dass die dort genannten „Brüder“ und „Schwestern“
Jesu Kinder Marias waren, und er bemerkte dazu in einem Exkurs, dass in dieser Frage kein dogmatischer
Zwang bestünde (S. 323). Nach einer Beratung von Theologen über dieser Frage (die sich nicht einzig wa-
ren, ob man dogmatisch gehalten ist, an der Jungfräulichkeit Mariens nach der Geburt festzuhalten), muss-
te Pesch auf Betreiben der deutschen Bischöfe seinen Kommentar revidieren. Er musste aber nicht seine
These, sondern lediglich die genannte Bemerkung über den dogmatischen Status der Frage abändern. In
der dritten Auflage von 1980 ist nun auf S. 323 zu lesen, es sei zweifelhaft, ob in dieser Frage ein dogmati-
scher Zwang bestünde. Da von der Kirchenleitung keine klareren Einwände gegen die These selbst erho-
ben worden waren, meinten in der Folge immer mehr katholische Theologen, sich auf den Standpunkt stel-
len zu dürfen, die Jungfräulichkeit Mariens (auch vor der Geburt) sei überhaupt nur symbolisch zu verste-
hen. 1987 kam es dann aber zu einer gewissen Grenzziehung gegenüber solchen Versuchen, indem der ka-
tholischen Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen wurde, weil
sie unter anderem die jungfräuliche Empfängnis Jesu als biologische Wirklichkeit ablehnte. Zumindest an
1Es heißt im Katechismus der Katholischen Kirche aus dem Jahre 1993, dass Maria „stets wirklich Jungfrau geblieben ist“ (Nr. 499), und zu den in der Schrift
erwähnten Brüdern und Schwestern Jesu heißt es (ebd. Nr. 500): „Die Kirche hat diese Stellen immer in dem Sinn verstanden, dass sie nicht weitere Kinder der
Jungfrau Maria betreffen. In der Tat sind Jakobus und Josef, die als ‚Brüder Jesu’ bezeichnet werden (Mt 13,55), die Söhne einer Maria, welche Jüngerin Jesu
war und bezeichnenderweise ‚die andere Maria’ genannt wird (Mt 28,1). Gemäß einer bekannten Ausdrucksweise des Alten Testaments handelt es sich dabei um
nahe Verwandte Jesu“ (vgl. auch das Kompendium zum Katechismus aus dem Jahre 2005, Nr. 99). Der Katechismus reiht sich damit in eine beeindruckende
Traditionslinie ein: Schon in den seit dem 4. Jahrhundert ausgebildeten frühchristlichen Liturgien (römische Liturgie, Chrysostomusliturgie, Basiliusliturgie) war
Maria als semper virgo (allzeit jungfräulich) und Aeiparthenos (Immerjungfrau) bezeichnet worden; mit diesen Ausdrücken wurde Maria auch vom zweiten und
dritten Konzil von Konstantinopel (dem fünften bzw. sechsten ökumenische Konzil, 553 bzw. 680 n. Chr.) bezeichnet, und ebenso wieder vom Zweiten Vati-
kaum (1964 n. Chr. in der Konstitution Lumen Gentium Nr. 52). Dazu kommen die Zeugnisse dreier Päpste: Papst Martin I. verurteilte auf der Lateransynode
von 649 n. Chr. jeden, der Maria nicht als „Gottesgebärerin bekennt“ und fügte hinuzu, dass sie Christus „ohne Samen vom Hl. Geist empfangen und unversehrt
geboren hat, wobei ihre Jungfräulichkeit auch nach der Geburt unzerstört blieb“. Papst Pius IV. ermahnte in seiner Konstitution Quorundam 1555 „in
apsostolischer Autorität“ alle, die lehren, dass Maria „nicht immer in der Unversehrtheit der Jungfräulichkeit verblieben“ ist, nämlich „vor ... , in ... und
fortwährend nach der Geburt“. Schließlich erklärte Papst Paul VI. in seinem „Credo des Gottesvolkes“ (1968): „Wir glauben, dass Maria ... allzeit Jungfrau
blieb“.
2Theodor Zahn, Brüder und Vettern Jesu, in: Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons und der altchristlichen Literatur, Band IV, Leipzig,
1900, S. 225-364.
3Grundlegend vor allem: Josef Blinzler, Die Brüder und Schwestern Jesu, Stuttgart, 1967.
4Ebd. S. 11-12 .
5Lorenz Oberlinner, Historische Überlieferung und christologische Aussage. Zur Frage der „Brüder Jesu“ in der Synopse. (Forschung zur Bibel 19), Stuttgart
1975 (theologische Dissertation).
3
der Jungfräulichkeit vor der Geburt wird also vom kirchlichen Lehramt mit Entschiedenheit festgehalten,
so dass man hier eindeutig von einem fundamentalen Glaubenssatz sprechen kann, an dem die Kirche auch
in der Praxis festzuhalten scheint. Der Lehrsatz von der immerwährenden Jungfräulichkeit Marias ist zwar
ebenfalls zweifellos eine offizielle Lehre der Kirche, jedoch wird der Widerspruch gegen diese in der
Nachfolge von Pesch und Oberlinner heute mehr oder weniger geduldet; auch manche Vertreter des Lehr-
amtes scheinen sich nicht ganz sicher zu sein, ob dieser Lehrsatz den Rang eines irreversiblen Dogmas
beanspruchen kann oder nicht.
Unabhängig von der Frage der theologischen Qualifikation kann man aber meines Erachtens sagen, dass
die Heilige Schrift ziemlich klar dafür spricht, dass dieser Lehrsatz wahr ist: dass also Maria immer Jung-
frau blieb und dass folglich Jesus ihr einziger Sohn war. Dies möchte ich im Folgenden begründen, indem
ich die Argumente pro und contra durchgehe.
4
Argumente gegen die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens und ihre Widerlegung
1. Argument. Mt 1,18 heißt es von Maria und Josef: „Bevor sie zusammenkamen“ sei Maria bereits
schwanger gewesen. In der Wendung „bevor sie zusammenkamen“ ist angedeutet, dass es ein geschlechtli-
ches Zusammenkommen von Josef und Maria gegeben hat.
Selbst, wenn das „Zusammenkommen“ hier geschlechtlich gemein sein sollte (was nicht klar ist, es scheint
eher die nach der Heirat erfolgte sog. „Heimführung“, d.h. der Einzug Marias in Josephs Haus gemeint zu
sein), würde der Satz dennoch nichts darüber aussagen, ob Maria und Josef tatsächlich geschlechtlich zu-
sammengekommen sind. Der Satz ist so zu verstehen wie der Satz: „Bevor er frühstückte, reiste er ab“, der
nur aussagt, dass die Abreise unerwarteterweise schon vor dem geplanten Frühstück stattfand (ob dann
nach der Abreise noch ein wirkliches Frühstück stattfinden konnte oder ob es ganz ausfallen musste, bleibt
offen). Weil die griechische Satzkonstruktion (πριν η plus Infinitiv) hier kaum anders verstanden werden
kann, wird dieses Argument in der wissenschaftlichen Bibelauslegung meines Wissens auch nicht
verwendet. Es ist das schwächste aller Argumente gegen die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens.
2. Argument. Matthäus schreibt am Ende seines Berichtes über Jesu Geburt, Josef habe Maria nicht „er-
kannt“, d. h. habe mit ihr keinen Geschlechtsverkehr gehabt,6 „bis“ Jesus geboren wurde (Mt 1,25). In dem
Wort „bis“ ist angedeutet, dass Josef und Maria „nach“ Jesu Geburt miteinander geschlechtlich verkehrten.
Zunächst: Aus einer Aussage darüber, was „bis“ zu einem bestimmten Zeitpunkt geschah, kann man nicht
ohne weiteres folgern, was „danach“ geschah. Wenn z. B. Jesus Mt 28,20 sagt: „Ich bleibe bei euch alle
Tage bis zur Vollendung der Welt“, so wollte er damit nicht andeuten, dass er seine Jünger nach
Vollendung der Welt verlassen werde. Ebenso: Wenn Gott dem Jakob verspricht: „ich werde ich nicht
verlassen, bis ich getan habe, was ich dir versprochen habe“ (Gen 28,15, ist dies nicht so zu verstehen, dass
Gott den Jakob danach verlassen wird. Der Zusammenhang in Mt 1 zeigt zudem deutlich, dass Matthäus
mit dem Satz Mt 1,25 etwas ganz anderes im Sinn hatte, als uns über das Eheleben von Maria und Josef
nach Jesu Geburt zu informieren. Er zitiert zwei Verse zuvor die Verheißung des Propheten Jesaja:
„Siehe die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel
geben“ (Mt 1,23 = Zitat aus Jes 7,14).
Hier wird also die Verheißung der Jungfrauengeburt mit der Verheißung der Namengebung gekoppelt.
Genau entsprechend berichtet Matthäus zwei Verse später über die Erfüllung dieser Prophezeiung:
„Und er erkannte sie nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.“ (Mt 1,25).
So ist klar, was Matthäus mit dem uns interessierenden Vers 25 bezweckt: Er berichtet über die getreue
Erfüllung der Jesaja-Verheißung, die er offenbar so verstanden hat, dass die Mutter des Messias nicht nur
als Jungfrau empfangen, sondern auch als Jungfrau gebären sollte. So will Matthäus mit dem „bis“ sagen:
Maria war, wie verheißen, nicht nur bei der Empfängnis, sondern auch bei Jesu Geburt noch Jungfrau. Die
Frage, ob sie auch nach der Geburt Jungfrau blieb, liegt dann gar nicht mehr im Blickfeld des Matthäus,
weil sie auch nicht mehr im Blickfeld der Prophezeiung lag.7
3. Argument. „Und sie (Maria) gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen“ (Lk 2,7). Jesus wird hier als
„Erstgeborener“ bezeichnet, also hatte Maria noch weitere Kinder.
6Das Wort „erkennen“ ist hier offenbar eine Umschreibung für „sexuell verkehren“, was in der Bibel oft der Fall ist (vgl. z.B. Gen 4,1).
7Der hier vorliegende Sachverhalt lässt sich durch folgende Parallele erläutern. Angenommen, ein Prophet begegnet einem Bettler und verkündet: „Du wirst
Millionär werden, ohne dafür arbeiten zu müssen“. Nachdem dies eingetroffen ist (beispielsweise durch einen Lottogewinn), könnte man in einem Bericht
darüber folgendes sagen: „Es geschah so, wie der Prophet gesagt hatte: Der Bettler blieb untätig, bis er im Lotto gewann“. Wer so berichtet, will sicher nicht
andeuten, dass der ehemalige Bettler, nachdem er nun zu Geld gekommen war, seine Untätigkeit aufgab und anfing zu arbeiten; es ist mit der Berichterstattung
vereinbar, dass er immerwährend untätig blieb. Die Aussage zieht nur den Zeitraum bis zum Geldgewinn des Bettlers in Betracht, d. h. bis zum Schlusspunkt der
Prophezeiung, und will bestätigen, dass sie eingetroffen ist. Genauso betont Matthäus in Mt 1,25, dass Maria gemäß der Verheißung Jesajas bei der Geburt Jesu
noch Jungfrau war und insofern „bis“ zur Geburt keinen Verkehr mit Josef hatte, ohne damit irgendetwas über das „danach“ aussagen zu wollen.
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Doch ist dieser Schluss voreilig. Nach Ex 13,2 sollte die „Erstgeburt“ der Israeliten Gottes heiliges
Eigentum sein. Daher galt der Titel „Erstgeborener“ als religiöser und gesetzlicher Vorzugstitel, mit dem
besondere Vorrechte („Erstgeburtsrecht“) und auch Pflichten verbunden waren (vergleiche Gen 25,33; Ex
13,11–16; Dt 21,15–17; Ps 89,28; Lk 2,22–23).8
Dass auch der einzige Sohn im Sinne des alttestamentlichen Gesetzes ein „Erstgeborener“ ist, kann nicht
bezweifelt werden, denn gemäß Ex 13,2 wird die Erstgeburt definiert als das, „was den Mutterschoß
öffnet“, d. h. das zuerst Geborene, unabhängig davon, ob noch weitere Geburten folgen oder nicht. Lukas
selber weist auf diese Definition hin (Lk 2,23). Laut Gesetz gilt also jeder einziggeborene Sohn als „Erst-
geborener“. Auch wenn Jesus keine nachgeborenen Brüder hatte, konnte demnach Lukas mit Recht Jesus
als Mariens „Erstgeborenen“ bezeichnen.9
Warum aber benutzte Lukas einen solchen möglicherweise doppeldeutigen Ausdruck, warum sagt er nicht
eindeutig, Jesus sei der „Einziggeborene“ Sohn Mariens gewesen? Der Grund war offenbar einfach der,
dass Lukas ein wenig später über Jesu Erstgeburtsweihe berichten wollte (Lk 2,22–24).
Was aber in Lk 2,7 darauf hindeutet, dass Jesus der einzige Sohn Marias war, ist das, was Lukas
unmittelbar vor dem Titel des Erstgeborenen sagt: „Sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen“. Im
Griechischen Urtext heißt es wörtlich: „sie gebar den Sohn, (den) ihren, den Erstgeborenen“ (eteken ton
hyion autes ton prototokon). Lukas versieht das Wort „Sohn“ also mit dem bestimmtem Artikel und nennt
Jesus somit „den“ Sohn Marias. Wäre der Satz hier zu Ende, so wäre ziemlich klar angedeutet, dass sie nur
einen einzigen Sohn hatte, und diese Andeutung wird durch den nachgeschobene Satzteil „den Erstgebore-
nen“ nur unwesentlich abgeschwächt. Hätte Lukas andeuten wollen, dass später weitere Söhne
dazugekommen sind, so hätte er hier den bestimmten Artikel vor „Sohn“ tunlichst weglassen sollen. Er
hätte dann schreiben können: „Sie gebar einen Sohn: ihren Erstgeborenen“ (eteken hyion, ton prototokon
autes). Eine andere Möglichkeit wäre es gewesen, das Wort „erstgeboren“ als Adjektiv zu „Sohn“ zu
setzen, also zu schreiben: Sie gebar ihren erstgeborenen Sohn“ (eteken ton prototokon hyion autes), das
würde offen lassen, ob es noch nachgeborene Söhne gab. Da er aber auf solche zweideutigen Formulierun-
gen verzichtet und statt dessen von „ihrem Sohn“ bzw. „dem Sohn“ Mariens spricht, liegt es hier eigent-
lich völlig fern, an weitere Söhne Mariens zu denken.
4. Argument. Jesus hatte nach der Schrift Brüder und Schwestern. Vier dieser so genannten
„Herrenbrüder“ werden in Mt 13,55 und Mk 6,3 namentlich genannt und heißen
1. Jakobus,
2. Josef (bei Mk: Joses),10
3. Simon, und
4. Judas.
Auch dieses Argument ist nicht stichhaltig. Um zunächst die Möglichkeit einzusehen, dass diese Brüder
und Schwestern Jesu entferntere Verwandte Jesu gewesen sein können, muss man wissen, dass es in der
Sprache des Alten Testaments (Hebräisch) und auch in der Sprache Jesu (Aramäisch) für Verwandt-
schaftsbezeichnungen wie „Vetter“, „Neffe“ usw. kein eigenes Wort gab: Man bezeichnete daher man alle
möglichen Verwandten (vor allem Vettern und Basen) kurz als „Brüder“ und „Schwestern“. Dies kann man
im Alten Testament durch zahlreiche Beispiele belegen. Beispielsweise heißt es in 1 Chr 23,21–22:
8Im Neuen Testament ist „Erstgeborener“ in Bezug auf Jesus zudem sogar ein Vorzugstitel mit kosmischer Dimension: Jesus ist „der Erstgeborene der ganzen
Schöpfung, weil in ihm alles erschaffen wurde“ (Kol 1,15; vgl. Hebr 1,6) – die Kirchenväter haben dies spekulativ dahingehend ausgelegt, dass Jesus der
Erstgeborene ist, weil er vor aller Zeit aus dem Vater hergegangen ist und seit Ewigkeit zu jeder Zeit aus ihm hervorgeht als dessen Selbsterkenntnis und als
genauer Abdruck des göttlichen Wesens (vgl. Hebr 1,3) und zugleich als Urbild aller in der Zeit zu erschaffenden Wesen (vgl. Röm 8,29). Außerdem ist Jesus
„der Erstgeborene von der Toten“ (Kol 1,18; Apk 1,5), denn er soll „in allem den Vorrang“ haben (Kol 1,18); wenn Paulus in Röm 8,29 sagt, dass Jesus der
„Erstgeborener von vielen Brüdern“ ist, meint er mit den nachgeborenen vielen Brüdern vom Kontext her nicht leibliche Brüder, sondern alle Christen.
9Es gibt zudem einen klaren archäologischen Beleg dafür, dass der einzige Sohn im Judentum als Erstgeborener bezeichnet werden konnte: Eine 20 km
nordöstlich von Kairo im ägyptischen Leontopolis (Tell el-Yahudiya, wo jüdische Kolonisten wohnten) gefundene jüdische Inschrift am Grab einer jungen Frau
vom 28. Januar 5 v. Chr., die seit 1922 bekannt ist, enthält die Worte: „Bei den Geburtswehen meines erstgeborenen Kindes führte mich das Schicksal an das
Ende meines Lebens“ (vgl. Josef Blinzler, Die Brüder und Schwestern Jesu, Stuttgart, 1967, S. 57).
10„Joses“ ist eine seltene Nebenform des Namens „Josef“, wahrscheinlich ein Kosename.
6
„Die Söhne Machlis waren Eleasar und Kisch.
Eleasar ... hatte nur Töchter, und diese heirateten die Söhne des Kisch, ihre Brüder“.
Wie aus dem Zitat hervorgeht, waren die Söhne des Kisch in Wirklichkeit Vettern der Töchter des Eleasar.
Ein anderes Beispiel ist, dass Abraham in Gen 13,8 und Gen 14,16 Lot als seinen „Bruder“ anredet,
obwohl Lot der Neffe Abrahams war (nach Gen 11,27 war er der Sohn von Abrahams Bruder Haran), und
dass Jakob in Gen 27,43 den Laban als einen „Bruder“, obwohl Laban sein Onkel war (nach Gen 25,20-26
war Jakobs Mutter Rebekka die Schwester Labans).
Wenn ferner Isaak seinen Sohn Jakob als Gebieter über all seine „Brüder“ einsetzt (Gen 27,29 und Gen
27,37), müssen diese „Brüder“ auch hier Verwandte im weiteren Sinn sein, da Jakob nur einen einzigen
wirklichen Bruder hatten: seinen Zwillingsbruder Esau. Und wenn es in Ri 20,13 (vgl. auch Lev 25,39)
heißt: „Die Benjaminiten wollten nicht auf ihre Brüder, die Israeliten hören“, bezeichnet das Wort
„Bruder“ offensichtlich den Verwandten im weitesten Sinn: den Volksgenossen.
Nun ist die Sprache des Neuen Testaments Griechisch. Wir müssen also fragen, ob auch im Griechischen
für nahe Verwandte die Bezeichnungen „Brüder“ und „Schwestern“ in Frage kommen. Dies ist zwar im
Normalfall zu verneinen, denn es gibt im Griechischen für solche Verwandte exakte Bezeichnungen. Doch
für jüdisch geprägte griechische Texte (z. B. Übersetzungen) gilt dasselbe wie für hebräische und
aramäische. Ein Beleg hierfür ist die vorchristliche griechische Übersetzung des Alten Testaments, wo –
ebenso wie im Original – in Gen 14,16 und 1 Chr 23,21–22 das Wort „Bruder“ für Neffe bzw. Vetter steht.
Somit ist die Möglichkeit, dass es sich bei den „Brüdern“ und „Schwestern“ Jesu im Neuen Testament um
Vettern und Basen gehandelt haben könnte, tatsächlich gegeben. Darüber hinaus muss man bedenken, dass
Josef, der Nährvater Jesu, zur Zeit des öffentlichen Auftretens Jesu wahrscheinlich nicht mehr am Leben
war (was man aus Schriftstellen wie Mk 3,31–35; Joh 2,1–12; Joh 19,25–27; Apg 1,13–14 folgern kann),
so dass sich die Witwe Maria wahrscheinlich dem Haushalt und der Familie eines nahen Verwandten
angeschossen haben wird. Jesus wäre dann zusammen mit den Kindern dieser Gastfamilie aufgewachsen,
die dann von den Leuten beständig als Jesu „Brüder“ und „Schwestern“ bezeichnet wurden, und zwar, falls
Jesus keine leiblichen Brüder und Schwestern hatte, in einem exklusiven Sinn.
Man braucht nun aber nicht bei der Zurückweisung des Arguments stehen zu bleiben, sondern kann positiv
beweisen, dass die „Brüder“ und „Schwestern“ Jesu nicht seine leiblichen Geschwister waren:
Schriftbeweis für die Tatsache, dass Jesus keine leiblichen Geschwister hatte
Zunächst gibt es ein entscheidendes Argument dafür, dass wenigstens zwei der namentlich bekannten
Brüder keine leiblichen Brüder Jesu waren: Jakobus und Josef (= Joses). Unter den Zeugen der Kreuzigung
Jesu wird nämlich in Mt 27,56 und Mk 15,40, eine Frau namens „Maria, die Mutter des Jakobus (bei Mk:
Jakobus des Kleinen) und des Josef (bei Mk: des Joses)“ erwähnt, und es lässt sich zweierlei zeigen:
1. Diese Maria ist die Mutter der zwei „Brüder“ Jesu mit Namen Jakobus und Joses/Josef.
2. Diese Maria ist aber nicht die Mutter Jesu.
Zu 1. Ein aufmerksamer Leser, der das Matthäusevangelium bis Mt 27,56 gelesen hat und hier auf „Maria,
die Mutter des Jakobus und Josef“ stößt, fragt sich unwillkürlich, ob zuvor schon im Evangelium von
„Jakobus und Josef“ die Rede war. Blättert er zurück, so findet er tatsächlich eine (und nur eine einzige)
Stelle, wo diese Namen auftauchen, und zwar in derselben Reihenfolge. Diese Stelle ist Mt 13,55, wo die
ersten beiden Brüder Jesu „Jakobus und Josef“ heißen. Man wird also zu dem Schluss kommen, dass es
sich Mt 13,55 und Mt 27,56 um dieselben Personen handelt, so dass folglich „Maria, die Mutter des
Jakobus und Josef“ aus Mt 27,56 die Mutter zweier Brüder Jesu ist. Ebenso ergeht es dem Leser des
Markusevangeliums, der Mk 15,40 auf „Maria, die Mutter des Jakobus des Kleinen und Joses“ stößt, und
dann beim Zurückblättern auf Mk 6,3 kommt, wo die ersten zwei Brüder Jesu so heißen. Die Schlussfolge-
rung, dass Jakobus und Joses in Mk 6,3 mit den gleichnamigen Personen in Mk 15,40 identisch sind, wird
noch zwingender, wenn man beachtet, dass „Joses“ eine ausgesprochen seltene Nebenform des Namens
7
Josef war, die im ganzen Neuen Testament nur in Mk 6,3 und Mk 15,40 vorkommt. Somit können wir
schließen: Die in Mt 27,56 und Mk 15,40 als Zeugin der Kreuzigung aufgeführte Maria ist die Mutter der
Brüder Jesu mit Namen Jakobus und Josef/Joses.
Zu 2. Diese Maria kann aber nicht Maria, die Mutter Jesu sein. Zwar war Jesu Mutter nach Joh 19,25
ebenfalls bei der Kreuzigung Jesu anwesend. Doch was die Gleichsetzung unmöglich macht, ist ganz
einfach die Bezeichnung „Maria, Mutter des Jakobus und Josef bzw. Joses“. Denn wenn es darum geht,
eine Person durch Angabe ihrer Angehörigen zu kennzeichnen, so nimmt man zu diesem Zweck natürlich
stets die berühmtesten Angehörigen (es sei denn, man hätte einen besonderen Grund, dies nicht zu tun).
Nun hatte Jesu Mutter keinen berühmteren Angehörigen als Jesus. Was hätte also einen Evangelisten
bewegen können, sie als Verwandte des Jakobus und Joses zu bezeichnen? Jakobus und Joses spielten im
Kreuzigungsgeschehen überhaupt keine Rolle: Ihre Erwähnung dient also hier allein der Personen-
kennzeichnung. Auch sonst ist kein plausibler Grund für eine Vermeidung der Kennzeichnung der Mutter
Jesu durch Jesus zu erkennen: Sie wird sonst immer „Mutter Jesu“ oder „seine Mutter“ genannt, auch am
Kreuz (Joh 19,25) und nach der Kreuzigung (Apg 1,14). Dazu kommt noch, dass Matthäus, der bei der
Kreuzigung in Mt 27,56 „Maria, die Mutter des Jakobus und Josef“ zusammen mit „Maria Magdalena“
aufführt, diese beiden Marien einige Verse später bei der Grablebung und beim Besuch des leeren Grabes
als „Maria Magdalena und die andere Maria“ zusammenfasst (Mt 27,61 und 28,1). Eine so blasse
Bezeichnung wie „die andere Maria“ für die Mutter Jesu dürfte nun völlig ausgeschlossen sein. Wäre Jesu
Mutter gemeint, so hätte der Evangelist sie sicher als solche bezeichnet und zudem vor Maria Magdalena
erwähnt. Es kann sich also nicht um Jesu Mutter handeln.11
Somit waren Jakobus und Josef/Joses keine Söhne Mariens, der Mutter Jesu, d. h. sie waren keine
leiblichen Brüder Jesu mütterlicherseits. Könnten sie aber seine Halbbrüder väterlicherseits sein? Kann die
schon im 2. Jahrhundert (im sog. Protoevangelium des Jakobus) niedergeschriebene und in der Ostkirche
verbreitete Tradition im Recht sein, die Joseph zum Zeitpunkt seiner Verlobung mit Maria als einen alten
verwitweten Mann schildert, der die später so genannten „Brüder Jesu“ bereits als seine Söhne aus einer
früheren Ehe mitbrachte? Das wäre nun eine absurde Annahme. Denn wir haben ja gesehen, dass Jakobus
und Joses Söhne einer Frau mit Namen Maria waren, die unter dem Kreuz Jesu stand, die aber von der
ebenfalls dort anwesenden Mutter Jesu verschieden ist. Joseph kann nun ganz einfach deshalb nicht der
Vater dieser Kinder sein, weil er andernfalls gleichzeitig zwei Frauen gehabt hätte (die ja beide am Kreuz
standen). Dagegen spricht aber die Bezeichnung Marias als „deine Frau“ (wörtlich: „die Frau dein“) in Mt
1,20; außerdem wäre Joseph nicht so gelobt worden wie in Mt 1,19, wo er als „gerecht“ bezeichnet wird.12
Ein zweites Argument gegen mehrere Söhne Josephs ist, dass Jesus in Mt 13,55 „der“ [nicht: ein] Sohn
des Zimmermanns genannt wird, und in Joh 6,42 „der“ [nicht: ein] Sohn Josephs.
Damit ist insgesamt klar, dass Jakobus und Josef/Joses keine leiblichen Brüder Jesu waren, weil sie weder
Jesu Mutter als Mutter, noch Josef als Vater hatten. Wie ist es aber nun mit den anderen beiden namentlich
bekannten „Brüdern“ Jesu, mit Simon und Judas? Dass weder diese noch eventuelle andere, nicht
namentlich genannte „Brüder und Schwestern“ Jesu leibliche Geschwister des Herrn gewesen sein können,
kann man nun leicht einsehen. Als Jesus in seiner Heimatstadt predigte, riefen die Leute: „Ist das nicht der
Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und (heißen nicht) seine Brüder Jakobus und
Josef und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns?“ (Mt 13,55, vgl. Mk 6,3).
11Dies lässt sich noch durch zwei weitere Gründe untermauern: Erstens gehörte Maria, die Mutter des Jakobus und Josef/Joses zu den Frauen, die Jesus, „als er
noch in Galiläa war, nachfolgten und ihm dienten“ (Mk 15,41). Maria, die Mutter Jesu scheint dagegen nicht zu Jesu ständigen Begleitern gehört zu haben (vgl.
Mk 3,31-35). Zweitens war Jesu Mutter nach dem Zeugnis des Johannes zwar ebenfalls bei der Kreuzigung anwesend, aber sie stand sie so nahe beim Kreuz,
dass Jesus mit ihr reden konnte (Joh 19,25-27), während von Maria, der Mutter des Jakobus und Joses gesagt wird, dass sie „von ferne“ zuschaute (Mt 27,55;
Mk 15,40).
12Genauer betrachtet gibt es vier Alternativen für die Doppelbeziehung Josephs zu Maria, der Mutter Jesu, und zu Maria, der Mutter der Herrenbrüder, von de -
nen eine richtig sein müsste, falls Joseph wirklich der Vater der Herrenbrüder war: Entweder (1) Joseph müsste für eine gewisse Zeit mit Maria, der Mutter Jesu,
und Maria, der Mutter der Herrenbrüder gleichzeitig verheiratet gewesen sein, also in Bigamie gelebt haben; oder (2) er müsste die Mutter der Herrenbrüder zu
ihren Lebzeiten aus der Ehe entlassen haben, als oder bevor er Maria, die Mutter Jesu, heiratete; oder (3) er müsste die „Brüder Jesu“ außerehelich gezeugt
haben oder (4) er hätte Maria, Jesu Mutter, gar nicht wirklich geheiratet, sondern nur in seine Obhut genommen, während seine wirkliche Ehefrau Maria, die
Mutter der Herrenbrüder war. Die vierte Möglichkeit dürfte auszuschließen sein, da Maria als „Frau“ und Joseph als „Mann“ Marias bezeichnet wird (Mt 1,24
und Mt 1,19), was für eine echte Ehe spricht. Die übrigen drei Möglichkeiten aber sind vom Standpunkt der christlichen Ethik aus für einen „Gerechten“ nicht
akzeptabel (auch nicht eine Bigamie, die dadurch hätte eintreten können, dass die Frau eines Bruders des hl. Joseph starb und er sie dann auch bei schon beste -
hender Ehe mit Maria nach dem Leviratsgesetz hätte heiraten müssen); träfen eine von ihnen zu, wäre also Josephs wohl kaum als „gerecht“ bezeichnet worden
(Mt 1,19), eine Bezeichnung, die hier gerade nicht „gerecht nach dem Gesetzesbuchstaben“ heißt, nach welchem Joseph seine schwangere Verlobte hätte stei-
nigen lassen müssen, sondern „gerecht“ schon im christlichen Sinn. So bleibt als einzig plausible Annahme übrig, dass Joseph nicht Vater der Herrenbrüder war.
8
Die Nazarener zählen hier voll ungläubigen Erstaunens über den Ruhm Jesu offenbar seine allernächsten
Verwandten auf, beginnend dem „Zimmermann“, den sie für seinen Vater hielten, und seiner Mutter Maria.
Nach der Aufzählung von Vater und Mutter müsste man unmittelbar die leiblichen Geschwister erwarten,
falls es solche gab. Nun kommen aber nach Vater und Mutter in der Aufzählung sofort Jakobus und Josef,
von denen wir nach den obigen Ausführungen wissen, dass es nichtleibliche „Brüder“ Jesu waren. Es
widerspräche nun jeglicher Logik, wenn nach der Nennung dieser zwei entfernteren Verwandten noch
leibliche Geschwister Jesu genannt würden. So kann man schließen: Waren die erstgenannten „Brüder“
Jakobus und Josef keine leiblichen Geschwister Jesu, so waren erst recht auch die letztgenannten „Brüder“
Simon und Judas und die danach noch genannten „Schwestern“ keine solchen. Und man darf weiter
folgern: Also hatte er überhaupt keine leiblichen Geschwister.
Ein zweites Argument dafür, dass Maria außer Jesus keine Kinder hatte, ist Joh 19,25–27: Der sterbende
Jesus übergibt Maria seinem „Lieblingsjünger“ (wahrscheinlich Johannes) zur Obhut. „Und von jener
Stunde an“, lesen wir, „nahm sie der Jünger zu sich“. Hätte Maria noch leibliche Söhne gehabt, so hätten
diese aber das Recht und die Pflicht gehabt, für die Mutter Jesu zu sorgen, und Jesus hätte sie nicht dem
Johannes übergeben können, ohne die leiblichen Brüder zu brüskieren. Schlimmer noch: Jesus hätte seinen
leiblichen Brüdern geradezu das Recht abgesprochen, in Maria weiterhin ihre Mutter zu sehen.13
Denn Jesus sagt an dieser Stelle nicht nur zu Johannes, dass er Maria als seine Mutter ansehen soll, son-
dern auch umgekehrt zu Maria: „Siehe, dein Sohn“, und in wörtlicher Übersetzung aus dem Griechischen
„Siehe, der Sohn dein“ (mit Artikel). Hätte Jesus seinen Jünger Johannes nur in die Schar mehrerer Söhne
Mariens einreihen wollen, so hätte er sagen sollen: „siehe, ein Sohn von dir“, was im Griechischen einfach
durch Weglassen des Artikels gesagt werden kann. Der Artikel deutet somit an, dass Johannes nach Jesu
Tod der alleinige Sohn Mariens sein sollte. Entweder hatte also Jesus keine leiblichen Brüder oder diese
sollten von nun an ihre Verbindung zu Maria als aufgelöst betrachten. Diejenigen, die leibliche Brüder Jesu
annehmen, sollten sich daher überlegen, ob es einen Grund für eine so harte Maßnahme Jesu gegen seine
leiblichen Brüder geben konnte. Theodor Zahn meinte, den Grund benennen zu können: Weil seine Brüder
nicht an ihn glaubten (Joh 7,5), musste Jesus seine Mutter dem Johannes anvertrauen. Aber so tief kann der
Unglaube der Brüder Jesu nicht gewesen sein, denn wir sehen sie gleich nach Jesu Auferstehung in den
Reihen der Gläubigen (Apg 1,14). Der einzig plausible Grund für diese letzte Verfügung Jesu betreffs
seiner Mutter scheint also der zu sein, dass er sie als allein stehende Witwe zurückließ.
Ein drittes unabhängiges Argument dafür, dass Maria außer Jesus zumindest keine weiteren Söhne hatte,
ist die Beobachtung, dass im Neuen Testament mehrfach aber die Wendung „der Sohn“ Marias vorkommt,
nirgends aber von „einem Sohn“ oder gar „Söhnen“ Marias die Rede ist, Denn wie schon erwähnt, wird
Jesus ja in Lk 2,7 als „einziger“ Sohn Marias gekennzeichnet, indem es dort wörtlich heißt: „Sie gebar
ihren Sohn [wörtlich: den Sohn von ihr], den Erstgeborenen“. Dazu kommt noch Mk 6,3, wo Jesus „der“
[nicht: ein] Sohn Marias genannt wird, und Jesu Anweisung Joh 19,26, nach welcher der Jünger, den Jesus
liebte, nach Jesu Tod dessen Platz einnehmen sollte als „der“ Sohn Marias. – Ganz entsprechend hatten wir
oben schon argumentiert, dass auch Joseph außer Jesus keine weiteren Söhne hatte: Denn Jesus heißt in Mt
13,55 „der“ [nicht: ein] Sohn des Zimmermanns, und in Joh 6,42 „der“ [nicht: ein] Sohn Josephs.
Exkurs über den Vater der „Brüder“ Jesu
Zunächst können wir feststellen, dass die „Brüder Jesu“ keine Söhne Josephs aus einer ersten Ehe
gewesen sein können, was wir schon auf S. 7 begründet haben. Es ergeben sich nun interessante weitere
Einzelheiten über die Familienverhältnisse der „Brüder Jesu“, wenn wir die Aussagen des
Johannesevangeliums über die Frauen unter dem Kreuz heranziehen und diese mit den Aussagen von
Markus und Matthäus vergleichen. Matthäus und Markus erwähnen (in Mt 27,55f und Mk 15,40) unter den
Zeugen der Kreuzigung zwei Frauen namens Maria:
– Maria Magdalena und
– Maria, die Mutter zweier Brüder Jesu (Jakobus und Josef/Joses)
Johannes erwähnt (nach der wahrscheinlichsten Deutung) drei Frauen (in Joh 19,25):
13Darauf hat zu Recht Josef Blinzler hingewiesen (Die Brüder und Schwestern Jesu S. 70).
9
– Maria, die Mutter Jesu,
– „die Schwester seiner Mutter, Maria, die [Frau] des Klopas“,14 und
– Maria Magdalena.
Da nun der Bericht des Johannesevangeliums auf einen unmittelbaren Augenzeugen der Kreuzigung
zurückgeht (Joh 19,35), ist es wahrscheinlich, dass die beiden von Markus und Matthäus erwähnten Frauen
(die sicher in der Urkirche eine wichtige Rolle spielten) hier ebenfalls erwähnt werden, insbesondere sollte
dann also „Maria, die Mutter des Jakobus und Josef/Joses“ eine der drei von Johannes erwähnten Frauen
namens Maria sein. Wie wir gesehen haben, kann aber „Maria, die Mutter des Jakobus und Josef/Joses“
nicht die Mutter Jesu sein und natürlich ist sie auch nicht mit Maria Magdalena identisch (da sie von dieser
bei Markus und Matthäus unterschieden wird). Dann bleibt aber nur übrig, dass sie mit „Maria, die
Schwester seiner Mutter und die [Frau] des Klopas“ gleichgesetzt werden muss. Dazu passt, dass diese
Maria mit Jesu Mutter verwandt war, da sie als deren „Schwester“ bezeichnet wird (was hier wahr-
scheinlich „Verwandte“ im weiteren Sinn heißt, weil leibliche Schwestern wohl kaum beide Maria heißen
können). Denn von „Maria, der Mutter des Jakobus und Josef/Joses“ wissen wir ja ebenfalls, dass sie als
Mutter von „Brüdern“ (nahen Verwandten) Jesu ebenfalls mit Maria verwandt sein muss. Ist also diese
Kombination richtig, so folgt, dass der Vater der „Brüder“ Jesu wahrscheinlich Klopas hieß.15 Klopas (=
Kleophas) kommt auch im Lukasevangelium vor als einer der beiden Jünger, dem der Auferstandene auf
dem Weg nach Emmaus erschien (Lk 24,18).
Eine wichtige Stütze erhält diese Schlussfolgerung aus einer nachbiblischen Quelle: die Erinnerungen des
Hegesipp (um 180 n. Chr.), aus denen in der Kirchengeschichte des Eusebius Fragmente erhalten sind.
Dort wird bezeugt, dass Klopas ein Bruder Josephs, des Nährvaters Jesu war (Eusebius, Hist. Eccl. 3,11);
außerdem erfahren wir dort, dass der Herrenbruder Jakobus der erste Bischof von Jerusalem war, und dass
ihm Simon, der Sohn des Klopas nachfolgte. Wörtlich heißt es:
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Die Brüder Empty Re: Die Brüder

Beitrag  Admin Di Feb 20, 2024 6:00 pm

Das Wort Menschensohn hat eine andere Bedeutung als das Wort Gott
Joh.10,15,16 Joh.12,49.Joh.14, 28 denn der Vater ist größer als ich

Trinität  Calvin  Reformation ?


„Jesus ist der einzige Sohn Marias“

https://www.youpax.de/content/hatte-jesus-geschwister.php

Hatte Jesus Geschwister? Auf katholischer Seite gibt es zu dieser Frage noch ein Argument,
das wie ein Totschlagargument daherkommt:
das Dogma der „Immerwährenden Jungfrau Mariens“.
Dieser Glaubenssatz besagt, dass Maria vor, in und nach der Geburt Jungfrau war. Im Katechismus, dem „Handbuch für römisch-katholische Glaubensfragen“ heißt es deshalb im Absatz 501: „Jesus ist der einzige Sohn Marias“.
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Die Brüder Empty Re: Die Brüder

Beitrag  Admin Fr Feb 23, 2024 12:16 pm

„Jesus ist der einzige Sohn Marias“

https://www.youpax.de/content/hatte-jesus-geschwister.php

und ganz Gott ?

Joh.10,36 bin Gottes Sohn
Der Sohn redet über seinen Vater
,Joh,14,28 denn der Vater ist größer als ich
Joh. 14,28 wird nicht beachtet.

In den Psalmen spricht der Vater über seinen Sohn

Psalm 2,6  Mat.Stammbaum  Sohn Davids; Mat.2 ,2  Wo ist der neugeborene König;
Mat.4,21 Als er weiterging sah,sah er  zwei andere Brüder
https://www.bibel-aktuell.org/crossref.php?b=40-4-21

Mat. 8,28 Was haben wir mit dir zu tun
Mat.8,34 als sie ihn trsfen ,baten sie ihn,
ihr Gebiet zu verlassen.

Mt.26,63 Sohn Gottes - Menschensohn

https://www.bibleserver.com/de/verse/Galater3,26
Zürcher Bibel
Denn ihr seid alle Söhne und Töchter Gottes durch den Glauben in Christus Jesus.
Gal 4,5




Hatte Jesus Geschwister? Auf katholischer Seite gibt es zu dieser Frage noch ein Argument,

das wie ein Totschlagargument daherkommt:

das Dogma der „Immerwährenden Jungfrau Mariens“.
Dieser Glaubenssatz besagt, dass Maria vor, in und nach der Geburt Jungfrau war. Im Katechismus, dem „Handbuch für römisch-katholische Glaubensfragen“ heißt es deshalb im Absatz 501: „Jesus ist der einzige Sohn Marias“.

Mat.20,21  Mk.10,40 Doch den Platz zu meiner Rechten


Zuletzt von Admin am Sa Feb 24, 2024 11:19 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  Admin Fr Feb 23, 2024 7:32 pm

https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobus,_Sohn_des_Alph%C3%A4us

In der Kirchengeschichte wurde Jakobus, der Sohn des Alphäus, auch mit Jakobus dem Kleinen und Jakobus dem Gerechten, dem Bruder Jesu, gleichgesetzt. Jakobus der Kleine wird in der Bibel nur einmal erwähnt (Mk 15,40) und zwar als Sohn einer Jüngerin Jesu namens Maria und Bruder eines Joses. In der kirchlichen Tradition wurde diese Maria mit der Maria Kleophae aus dem Johannesevangelium Joh 19,25 EU gleichgesetzt und teilweise zu einer Halbschwester der Mutter Jesu gemacht, aber auch Kleophas zu einem Bruder des hl. Josef. Die Gleichsetzung mit Jakobus, dem Bruder Jesu, kommt daher, dass die Tradition die in der Bibel erwähnten „Brüder“ Jesu – Jakobus, Simeon, Judas und Joses – als seine Verwandten ansieht. Diese Tendenz, alle biblischen Figuren gleichen Namens zu einer Person zu machen, führte im Extremfall dazu, dass man die drei anderen Brüder Jesu mit den Aposteln Simon Zelotes und Judas Thaddäus sowie mit Josef Barnabas aus der Apostelgeschichte gleichsetzte und als einen fünften Bruder den Apostel Matthäus beifügte, da dieser möglicherweise mit dem im Matthäusevangelium erwähnten Zöllner Levi, dem Sohn des Alphäus, identisch ist.

Die Gleichsetzung von Jakobus Alphäus mit Jakobus, dem Kleinen, und Jakobus, dem Herrenbruder, wurde im sechzehnten Jahrhundert auf dem Konzil von Trient für die katholische Kirche verbindlich gemacht, ist aber schwer begründbar und teils auch innerhalb der katholischen Exegeten umstritten.[2]

Sein Grab und das des heiligen Apostels Philippus soll sich in einem steinernen Reliquienschrein unter dem Hochaltar der Basilika der hll. zwölf Apostel in Rom befinden.

Die ihm zugeschriebenen Reliquienknochen stammen einer im Januar 2021 veröffentlichten chemischen Analyse zufolge jedoch von einem Europäer und somit höchstwahrscheinlich nicht von Jakobus.[3]
---
Mat.13,55   Ist das nicht der Sohn des Zimmermannes
und sind nicht ,Jakobus,,Josef,  Simon  und Judas seine Brüder
Joh.6,42
---
Zwingl beginnt mit Matthäus und den  Psalmen
Mat.20,21  Mk.10,40 Doch den Platz zu meiner Rechten

Mat 4,8 Das alles will ich dir geben
Ps.2,8 Fordere von mir und ich gebe  dir die Völker zum Erbe Joh.10,17,18

Psalm 2,8 und der Thron Davids
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